Katastrophen / no repeat
Digital bearbeitete Fotografien . 2005 - 2014
"Vom Himmel herab weht ein luftiger Schleier." begann Hans Steinherr einen Artikel über die Serie. "Unweit davon ein anderes Bild, wieder ein unverdächtiges Blau. Wolkenloser Himmel. Darunter wölbt sich rosa schimmernd eine Erhebung. Zwischen oben und unten liegt blasser Dunst, der den Farben des Himmels und der Erde allmählich zu einem Übergang verhilft..."
Die Bilder wurden in einer Ausstellung ohne ihre Titel gezeigt. Es sind bonbonfarbene, weich gezeichnete informelle Darstel-lungen, die zu lieblich abstrahierten Schönheiten uns bekannter Geschehnissen wurden. Fotografien dieser Ereignisse dienten als Vorlage. Zunächst sind die Motive nichts als angenehme Formen und Farben, Muster und Strukturen, vielleicht passend zu Ihrem Kleid, Ihrer Einrichtung. Sie scheinen austauschbar und ersetzbar, durch andere, noch schönere Formen und Farben. Jedoch sind sie vergifteter Wandschmuck, fallen Sie nicht auf die "Schönheiten" herein!
Einige Motive werden Ihnen bekannt vorkommen, sie sind in Ihrem Gedächtnis fest verankert. Über die Medien haben Sie von diesen Ereignissen erfahren, diese eventuell sogar miterlebt oder haben Bilder davon gesehen. Das eine oder andere Motiv ist in unserer Erinnerung als Medienikone gespeichert.
Die Inhalte sollen sich erst über die Titel eröffnen, die unter der Bildstrecke genannt werden. Ich führe die Bilder und Titel in alphabetischer Reihenfolge auf.
Die Reihe entstand im Jahr 2005. Ich habe in den vergangenen neun Jahren nur fünf Bilder hinzugefügt: “Blackout”, "Deepwater-Horizon", "Fukushima", "Klima" und “Klon”. Sie sind "Ikonen" des letzten Jahrzehnts. Sie werden die kurzfristigen Szenarien und die schnelllebige Berichterstattung überdauern und in unserer Erinnerung und Wahrnehmung zeitlos bestehen bleiben. Diese Bilder haben sich schon längst in unsere Gedächtnisdatenbanken unauslöschbar eingebrannt.
Die häufigsten Katastrophen stellen sich uns als Unfälle dar, sind unter anderem versagender Technik oder dem Verlust menschlicher Kontrolle geschuldet. Manche Ereignisse wurden in vollster Absicht ausgelöst und eskalierten in ihrer Konse-quenz zu Katastrophen. In dieser Folge nehmen der Völkermord in “Auschwitz” oder die Kulturschändung von “Baymian” einen besonderen Stellenwert ein.
Die Serie reduziere ich auf fünfunddreißig exemplarische Ereignisse, sie stehen stellvertretend für die Vielzahl dieser Ge-schehnisse. Ich gehe davon aus, dass diese Serie keine weiteren Bilder mehr benötigt und erträgt.
Ein Bild wird nur dann zu einem Bild, wenn es von der Öffentlichkeit wahrgenommen und interpretiert wird.
Ein Ereignis wird von der Weltöffentlichkeit nur dann als große Katastrophe wahrgenommen, wenn es sich mehr als fünf Tage in den Medien behauptet und sich aufgrund seiner absoluten Größe im "Kollektiven Gedächtnis" der Menschheit mani-festiert. Können wir uns dieser Magie entziehen? Wo beginnt unser Voyeurismus?
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