Aktionen, Handlungen, Wanderungen, Skizzen und Fragmente . 1998 bis 2018 |
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Unbelassen lassen II (Remix) . Konzept und Realisation mit Norbert Fischer . Dezember 2016 bis Januar 2018 |
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Im Dezember 2017 unternehmen wir eine Neuauflage (Remix) von “Unbelassen lassen”. In der gleichen Gemarkung bestimmen wir einen zweiten Standort, nicht weit vom ersten, in dem wir ein neues Territorium, ein neues Feld markieren. |
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”Zwischenstück” / Eine Momentaufnahme . Dezember 2017 |
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Eine kurze Wanderung, von der Gemarkung 10/1 Haier ausgehend nach Adelberg, knappe acht Kilometer. Gegen 16.15 Uhr verließ ich das Haus, trüb, leichter Nieselregen. Der Sonnenuntergang fand um 16.13 Uhr statt, es dämmerte bereits, es war der dritte Advent. Nach einer Stunde Weg, ließ ich die Gemarkung Oberwälden hinter mir, wanderte talabwärts und vernahm ein mir bekanntes Lied in der Ferne. Zunächst weiter weg vermutend, meinte ich die Töne vom gegenüberlieg-enden Klosterhof herüber geweht zu vernehmen. Blasinstrumente, es waren allerfeinste Töne, jedoch nur Nuancen die mich erreichten. Nach der nächsten Biegung war das Geschehen in unmittelbarer Nähe, nur wenige hundert Meter vor mir. Ich stand wie angewurzelt, bevor die Bläser an einem Waldrand ihre Instrumente erneut in Position brachten, nahm ich das Handy aus der Tasche und betätigte eiligst die Filmtaste. Es war Nacht geworden. |
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Lichter und Lärm schnell startender Motoren durchbrachen die nächtliche Stille und verloren sich in der Dunkelheit. |
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Landschaft XXX . November 2017 |
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120 km durch die "Sächsische Schweiz", ein deutsches Mittelgebirge, ich wandere allein. Die Aussichten und Ansichten sind spektakulärer als in anderen Gebirgen. Es wurden üppige Gemälde und Stiche davon verfasst. Ich befinde mich auf den Spuren von: Johann Alexander Thiele, Ernst Ferdinand Oehme, Ludwig Richter, Franz Stadler, Adrian Zingg, Caspar David Friedrich und anderen mehr. Diese Landschaft war der "Sehnsuchtsort" der "Romantiker", kaum eine Fahrstunde von Dresden entfernt. Die vielen Stufen, die ich auf meinem Wege beschreite, unterscheiden sich wohl kaum der Wege, die von ihnen vor ca. 200 Jahren bestiegen wurden. |
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“Aussicht vom grossen Winterberge gegen Morgen” . Adrian Ludwig Richter . 1803 - 1884 . Radierung . 11 x 16,5 cm . 1823 |
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Am letzten Tag meiner Wanderung suche ich exakt den gleichen Standort, das Hauseck, die Perspektive, (heute ist dieses Gebäude, wie in allen "Fußgängerzonen" üblich, ein "Eiscafe”), an der Canaletto, er war kein Romantiker, vor ca. 262 Jahren, sein Bild "Marktplatz von Pirna" malte. (Marktgasse, 01796 Pirna, N 50.962, EO 13.941) Ich versuche ein paar Minuten andächtig still zu stehen, während Passanten in üblicher Plauderei an mir vorbeistreifen und stelle mir die vergangenen Jahrhunderte vor mir vor, ohne Automobile, dafür mit Pferdemist und Seuchen. |
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“Der Marktplatz von Pirna” . Bernardo Bellotto, genannt Canaletto . 1721 - 1780 . Öl auf Lwd. . 134 x 238 cm . 1753 / 54 . Dresden, Gemäldegalerie |
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Ich hinterlasse auf meinem Weg dreißig identische Postkarten, wahllos an Bäume und vor wahllose Aussichten gepinnt. Ich sehe sie als Kontrast zu den Romantikern, ein Zitat der "Moderne": Das "Schwarze Quadrat" von Kasimir Malewitsch, 1915, (Öl auf Leinwand, 79,5 x 79,5 cm, Tretjakow Galerie, Moskau) ist das Motiv der Karten. Das Initialwerk des "Suprematismus", gilt als eine der Ikonen der Malerei des 20. Jahrhunderts. Sein Bild, die Karten werden mit jedem neuem Tag durch Regen und Wind rasch verblassen, so wie die "Romantiker" nur ein Resultat ihres Jahrhunderts sind. Am Ende wird nur eine weiße, zerfetze Fläche übrig bleiben, die sich im Humus verirrt, so wie sich meine Wanderung im Alltäglichen verlieren wird. |
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Kraut / Un - / Kraut / Heil - / Kraut . ("Ein weites Feld") . Konzept und Realisation mit Sylvia Mehlbeer . Aug. 2017 |
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Wir unternehmen eine scheinbar verbotene, gesellschaftlich zumindest unerwünschte Handlung. Wir sorgen für die Verbreitung und Vermehrung von "Unkräutern". Auf einer Wanderung, 110 km durch die Oberlausitz hinterlassen wir an zehn ausgewählten Orten, Samen von zehn Kräutern. Die Stellen wählen wir spontan und den Bedürfnissen der Pflanzen angepasst. |
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Wir säen zehn "Unkräuter". Wir versehen unsere "Äcker" mit Hochglanzschildern, wie in einem botanischen Garten üblich, deren Oberbegriff "Kraut" lautet. Die Kräuter haben wir nach Frauennamen ausgewählt, denn, waren es nicht die Frauen, die "Kräuterhexen", die "Unkraut"- Hexen, die den Wert dieser Pflanzen schon in den vergangenen Jahrhunderten ver-standen und die uns bis heute teils überliefert sind, deren "heilsamen Kräfte" und Inhaltsstoffe jedoch meist verkannt und ignoriert werden. Es gilt umgangssprachlich fast allgemein: "Unkräuter" müssen "ausgemerzt" werden! |
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“Gleichnis vom Sämann” (“Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen”) . Holzschnitt um 1500 |
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Der Begriff "Säule" entstand konzeptionslos, er entwickelte sich während unzähliger Mails, er kristallisierte sich aus unseren Worten, er zwang sich auf, im Grunde wussten wir nicht, wohin wir wollten und wohin uns die Worte lenkten, wir hatten andere Ambitionen. Der Begriff "Fährte" war einer der Aspekte. Letztlich nahmen wir mit der "Säule" eine "Fährte" auf. Unsere Worte hielten wir fest, über einen Zeitraum vom sechs Monaten, es sind ca. achtzig DIN A4 Seiten daraus geworden. |
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Voré 01 |
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Voré 02 |
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Wir zeigten unsere Bilder (remix II / Neuauflage II) . Mit Sylvia Mehlbeer . 1999 bis März 2017 |
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Fotografie: Markus Simon . 17.03.2017 |
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Am 17.03.2017, zeigen wir auf der Gemarkung 10/1-Haier unsere Bilder. Wir wiederholen die Aktion nach fünfzehn und nach drei Jahren noch einmal, die erste Aktion fand am 28.02.1999 statt, die zweite am 20.12.2014. Seitdem sind 6382 Tage vergangen, die Landschaft hat sich kaum verändert. Ein paar Bäume wurden gefällt, neue gepflanzt, die Gegend ist noch immer kein Baugebiet. Wir hatten Publikum, eine Person war zugegen. So wurde aus der ursprünglichen Aktion: "Wir zeigten uns unsere Bilder", die Aktion: "Wir zeigten unsere Bilder”. Spaziergänger blieben aus, kein Hundegebell war zu hören. Wolkenreiches, windiges Wetter, der Vorbote eines angekündigten Tiefdruckgebietes. Erste zarte noch kaum sichtbare Knospen an den Ästen, aufziehendes Frühjahr. |
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Fotografie: Markus Simon . 20.12.2014 |
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Fotografie: Siegfried Hopf . 28.02.1999 |
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Unbelassen lassen . Konzept und Realisation mit Norbert Fischer . Oktober 2016 bis Januar 2017 |
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Der Tag war trüb, dichter Hochnebel, Hochdruck, die Blätter auf dem Waldboden werden schon zu Humus. Keine Stim-men, keine Vögel waren zu hören. Ein letztes sattes Grün der Brombeeren und das helle Braun der Buchen ist noch sichtbar. Es sind die einzig verbliebenen Restfarben an diesem kargen Tag, es ist der 17.12.2016. Schnee wird kommen, oder auch nicht. |
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"Saatgut" (Siebzehn Schweigeminuten) . September bis November 2016 |
Siebzehn gut gereifte “Tollkirschen” (Atropa belladonna) . Gepflückt September 2016 |
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Von Osterode ausgehend, bis hin nach Thale wandere ich ca. 110 km durch den Harz, überquere den "Brocken" und gelange auf meinem Weg an Stellen deren Flurnamen mich an die "Hexenverfolgungen" des Mittelalters gemahnen. Ich verweile an diesen Orten und gedenke der Menschen, meistens Frauen, die früh schon über besondere Kenntnisse der Geburts- und Naturheilkunde verfügten und dafür von Volk und Klerus des "Heidentums", "Des Teufels" bezichtigt, denunziert, gedemütigt durch die Idiologien fanatischer Fundamentalisten, verfolgt, erbarmungslos gefoltert und über-wiegend auf den "Scheiterhaufen" öffentlich verbrannt wurden. |
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Einblattholzschnitt zu einer “Hexenverbrennung” am 1. Okt. 1555 in Derenburg am Harz . Flugblatt mit Text, in Nürnberg von Jörg Merckel gedruckt |
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”Die Walpurgisnacht” . Michael Herr . 1650 . Kupferstich . © Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz |
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DADA / JUHU . August 2016 bis XXXX |
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"Juhu": Ausruf der Freude, des Jubels, Aussprache: [juˈhuː] (Quelle: Duden online) "JUHU" ist ein Ausdruck einer spontanen Freude, den ich relativ oft in Mails hinterlasse, häufig fungiert er auch als Abschiedsgruß. Er kann auch als JUbiläum EinHUndert gelesen werden. In Zürich wird in diesem Jahr, die Gründung des Dadaismus, im "Club Voltaire" gefeiert. Während einer Reise wollte ich im Zentrum von Zürich und in weiterer Umgebung 100 Schilder hinterlassen, mit den sich verbindenden Begriffen DADA und JUHU. Die 100 Schilder stehen für 100 Jahre Dadaismus, 1916 bis 2016. Ich konnte nicht alle anbringen, unvorhersehbare Umstände verhinderten meine Absicht. Ich werde die übrigen Schilder an Freunde weiterreichen und darum bitten, diese individuell in ihrer eigenen Umgebung zu hinterlassen. DADA existiert mit den Menschen, die DADA wahrnehmen und verbreiten. DADA lebt! JUHU!
"So stellten sich 1913 Welt und Gesellschaft dar: Das Leben ist völlig verstrickt und gekettet. Eine Art Wirtschaftsfatalismus herrscht und weist jedem Einzelnen, mag er sich sträuben oder nicht, eine bestimmte Funktion und damit ein Interesse und seinen Charakter an. … Gibt es irgendwo eine Macht, stark und vor allem lebendig genug, diesen Zustand aufzuheben?" |
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Tüte mit Stempelung “Cabaret Voltaire - Dada Zürich” . Gründungsort von Dada 1916 . Schenkung von Bruno Nagel, 2017 |
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er setzt in (Ersetzt in) . Konzept und Realisation mit Michael Buchholtz . Januar bis Juli 2016 |
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Ein Gärtner entnimmt Pflanzen, das ist außergewöhnlich. Ein Gärtner fügt hinzu, so sind wir es gewohnt. Michael Buchholtz entnimmt stark wuchernde Arten und "Neophythen", um anderen vorhandenen Pflanzen neuen Lebensraum zu verschaffen. Er entnimmt, er pflanzt nichts Gezüchtetes, keine neuen Setzlinge und Triebe, er füllt die Brachflächen nicht auf mit käuflichen "Erzeugnissen" aus Gärtnereien und Pflanzenfabriken. Damit verschafft er den verbliebenen Pflanzen eine neue Existenzgrundlage. Er ist kein Gärtner im klassischen Sinne, er greift lediglich ein, sanft, entfernt überlegend und erhaltend, erzeugt Freiraum und damit Licht, unterstützt das Vorhandene und Wesentliche, das ursprünglich Gewachsene, die ursprünglichen Gewächse. Er schreibt dazu: "Auf einer Felswand entlang des Kunstweges haben sich Pflanzen angesiedelt. Der Gärtner möchte die Natur gestalten und entfernt unerwünschte Pflanzenarten. Dadurch wird eine neue Entwicklung in Gang gebracht, die Natur besetzt die Lücken. Der Gärtner wählt aus diesem Angebot erneut aus. Die Gegebenheiten des Ortes sowie natürliche Prozesse prägen das Bild stärker als die Intention des Gärtners. Es entsteht ein Landschaftsgarten, der sich kaum als solcher zu erkennen gibt. Wie ein Landschaftsgemälde der Romantik bildet das Ergebnis eine Idealvorstellung ab und nicht die reale Natur." Die Interventionen von Michael Buchholtz finden auf einem relativ kleinen Areal statt, 300 qm vielleicht und dennoch wird dieses Areal zu einem Park der entfernten Pflanzen, vielleicht auch erst über die Jahre, zumindest solange er subtra-hierend und korrigierend eingreift. Dieses Areal, in fast nicht zu kontrollierender, umgebender Natur, wird somit zur biologischen, oder floralen "Ausstellungsfläche". Er hat an diesem "Areal der Entfernung" über Monate behutsam gearbeitet. Inbesondere geht es mir um den Begriff "Ersetzen", der auch den Begriff "Setzen" in sich trägt. Ich sehe somit die letztendlich belassene Vegetation als Neusetzung. "Neusetzung" oder "Ersetzt in“ ergibt auch die Wortkombination: "er - setzt - in", nur diese drei Begriffe und die Namen der Pflanzen füge ich der Arbeit von Buchholtz in Form von Schildern hinzu. Die Inschriften der Schilder bezeichnen die Namen der von ihm entfernten und der von ihm damit erhaltenen, befreiten, "ersetzten", die durch seinen Eingriff zu neuem Wachstum angeregten Pflanzen. |
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“Souvenir de Mortefontaine” . Jean-Baptiste Camille Corot . 1864 . Öl auf Leinwand . 65 x 89 cm . Louvre, Paris (Ideallandschaft 1) |
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“Fürst Pückler Park in Muskau bei Görlitz” . Ansicht II von 1834 . Kupferstich . Keine Angaben zum Urheber auffindbar (Ideallandschaft 2) |
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Definitiv relativer Standort in Landschaft . Konzept und Realisation mit Sigrid Perthen . Januar bis Juli 2016 |
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Ein Standort ist relativ. Ein Standort ist zunächst fixiert auf feststehende Koordinaten. Diese Koordinaten verhalten sich jedoch relativ zu Raum und Zeit und müssen beständig neu erfasst und korrigiert werden, ein Standort ist also kein Standort. Ein Standort bewegt sich. Die Berechnung eines Standorts muss mit jeder Erdumdrehung und den damit verbundenen Abweichungen, täglich neu erfasst und korrigiert werden. Ein Standort existiert nur innerhalb der berechneten Zeit und weicht von seinem Ort, von seinem scheinbaren Standort beständig um Millisekunden ab. Ein Standort ist also definitiv relativ. Eine definitive Standortbestimmung scheint von daher fraglich. Wir entnehmen dem Reichentalbach ZEHN Steine, jeder wählt fünf aus, jeder bestimmt fünf Stellen der Entnahme nach persönlichen Entscheidungen, wir wählen nach Gefühl, Situation, Entfernung, nach Landschaft. Die Steine geben ihren Standort vor. Wir reduzieren unsere Auswahl auf Schwarzwälder Sandstein, dieser ist im Bach in der Minderheit und nur vereinzelt zwischen Granit zu finden. Jeder Stein wird bei der Entnahme mit seinen exakten GPS Koordinaten, seiner exakten Lage im Raum erfasst. Diese Da-ten werden festgehalten, die Stelle markiert. Die entnommenen Steine werden mit ihren GPS-Koordinaten versehen (sand-gestrahlt) und werden, möglichst exakt in ihre ehemalige Lage in den Bach zurückversetzt. Scheinbar hat sich nichts geändert. Tatsächlich hat sich in der Zeit ihrer Entnahme viel verändert, das Bachbett hat sich verändert, die Vegetation hat sich verändert, das Weltgeschehen hat sich verändert, unser Leben hat sich verändert, es hat mit Zeit und somit auch mit unserer Vergänglichkeit zu tun. Unsere Steine werden sich bewegen. Diese Bewegung ist abhängig von der Wassermenge, den Strömungen, der Fließ-geschwindigkeit, dem Gewicht der ausgewählten Steine, dem Reibungswiderstand des Untergrundes und möglichen Hindernissen. Eine Formel zur Berechnung ihrer denkbaren Bewegung scheint es nicht zu geben. Ihre Bewegung ist also relativ, so relativ wie ihr Standort. "... ( = der Bach und die systemimmanenten Abläufe) Voré Wir könnten versuchen, die Veränderung der Standorte nach unserer Rückgabe der Steine nachzuvollziehen. Wir könnten versuchen in regelmäßigen Zeitabständen unsere markierten Steine zu besuchen, sie zu suchen. Wir könnten ihre veränderten Koordinaten feststellen und damit ihre neuen Standorte bestimmen. Das wollen wir nicht, wir wollen nicht nachvollziehen, kontrollieren, wo sie sind, wie sie sich bewegen, wir wollen keine Statistiken und Landkarten, keine Diagramme und Prognosen erstellen. So wie mittels GPS und Internet, Statistiken über die Bewegungsmuster von Menschen, ihre Metadaten erfasst, gespeichert und eine Definition über sie erstellt werden. Die Bewegungen von “Homo Sapiens” und den Steinen sollen frei bleiben und damit relativ. Wir wollen den markierten Steinen ihre unendliche Zeit und ihre unkontrollierte Freiheit lassen, ihre eigene Zeit. Die markierten GPS-Daten werden verschwinden, mit jeder reibenden Bewegung werden die Steine kleiner werden. Sie werden irgendwann als Sand an einer Insel angespült werden, das aber ist lange nach unserer Zeit und Intervention. Wir wollen nichts Sichtbares hinterlassen. Es ist ein kaum merklicher Eingriff in die natürlichen Abläufe. Unsere kleinen Änderungen regeln und steuern letztendlich die Zeit und die Natur. Definitiv! |
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"Waldlandschaft” . Heinrich Böhmer . 1852 - 1930 . Öl auf Leinwand . 96 x 188 cm . Verbleib und Entstehungsjahr unbekannt |
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Stein . Mauern . Grenzen . "Sisyphos" . Juni 2016 |
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Irland (ˈɪʁlant); irisch Éire (ˈːʲəer) ist überzogen von Mauern, von Menschenhand Stein um Stein aufgeschichteter Mauern, es müssen viele Generationen, bis in unsere Gegenwart hinein daran gearbeitet haben. Sie dienten zum Schutz vor Erosion und zur Feldbegrenzung, wurden zu Grenzen, zu Territorien. Ich stelle mir vor, dass sie sich in ihrer Summe hunderttausende Kilometer durch die Landschaften ziehen, es müssen Millionen von Steinen sein, die bewegt wurden. Die ältesten Mauern, ausgegraben in den "Céide Fields", sind vor fast 6000 Jahren errichtet worden und sind damit älter als das englische "Stonehenge": "Céide Fields" (irish: Achaidh Chéide, "Felder des abgeflachten Hügels") Ich wandere an ihnen entlang, über Tage, sie erinnern mich an die Strapazen der Vergangenheit, an das arme Leben der vergangenen Jahrhunderte und an die Hungersnöte ("Hunger-Mauern"), die dieses Land heimsuchten. Diese Mauern sind mir ständige Begleitung, sie zerteilen das Land in Parzellen, sie stellen sich quer und säumen sich entlang der Wege. Oft ist nicht mehr nachvollziehbar, wohin sie reichen, was sie wollen, Horizonte schneiden sie ab. Sie teilen sich, sie trennen sich, sie zerfallen. Sie treffen sich wieder, werden schlüssig, irgendwo im Raum. Sie winden sich über Bergkämme und verlieren sich in der Ferne. Ich denke an die vielen Generationen, die sie errichteten. So wird dieses Land zu einer einzigartigen Unterteilung in Flächen, zur Parzellierung der Formen, die Hochebenen werden zu geometrischen Mustern, zu Rechtecken, Vielecken, Kreisen und Schnitten. Die meisten dieser jahrhunderte alten Mau-ern erfüllen keinen gegenwärtigen Zweck, sie stehen im Raum, sind Überreste getaner Arbeit. Ich sehe sie als land-schaftsübergreifende Objekte, als nicht bewusst erschaffene Skulpturen. Die einst erstellten Mauern sind für mich zum Objekt in der Landschaft, zum Kunstwerk, zur frühesten Form der “landart” geworden, sie haben das Land abstrahiert. In ihrer Gesamtkonzeption erinnern sie an Gemälde des frühen Kubismus. Ich trage diese Last freiwillig, sie erinnert mich an "Sisyphos" und an seine aussichtslose Arbeit und an jene, die diese Mauern nicht ganz aussichtslos erschaffen haben. Nach einigen Kilometern tausche ich ihn aus, entnehme einen weiteren Stein einer weiteren Mauer und ersetze die Lücke durch den von mir getragenen Stein. Auf den folgenden 100 Kilometern, tausche ich in fünftägiger Wanderung 19 Steine aus, ich trage sie über die komplette Strecke. So werden sie mit jeden gegangenem Meter zum sich fortpflanzenden Element, zum Symbol der Arbeit, der uns vorangegangenen Generationen und ihrer damit verbundenen Strapazen. Viele sind jung und namenlos daran verstorben.
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"Sisyphos” (Ausschnitt) . Tizian . 1548 - 1549 . Öl auf Leinwand . 216 x 237 cm . Museo del Prado, Madrid, Spanien |
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Den Sauerstoff den ich geatmet habe, gebe ich zurück . 2010 bis Juni 2016 (Juni 2017) |
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Seit Jahren gedeihen sieben Walnusssprössslinge (Juglans regia) in meiner "Obhut". Kaum "erwachsen" entnahm ich sie verschiedenen Gärten, manche sind an mich weiter gereicht worden. Ich zog sie auf. Der eine oder andere hatte kaum den Keimlingsstatus hinter sich gelassen. Nun sind sie stabil und "groß genug" um ausgesetzt, entlassen zu werden in die "Wildnis". Sie sollen zu veritablen Bäumen, für uns zu Sauerstoffspendern heranwachsen. Das Volumen eines Atemzuges beträgt etwa 10 ml pro kg Körpergewicht, also bei 75 kg etwa 750 ml. Die Atemfrequenz beträgt in Ruhe etwa 12 bis 16 Atemzüge pro Minute. Also atmet ein 75 kg schwerer Mensch etwa 10 bis 12 l Luft pro Minute ein (und auch wieder aus). Hierbei handelt es sich um grobe Richtwerte, die sehr, sehr stark variieren können, je nach Konstitution, Gesundheitszustand und Belastung. Ein einzelner Baum produziert pro Stunde bis zu 1200 Liter Sauerstoff. Oder anders gerechnet: Während seiner Wachs-tumsperiode im Sommer produziert er die Atemluft für zehn Menschen. Q: www.planet-wissen.de/natur/pflanzen/baeume/index.html Diese sieben, eines Tages vielleicht ausgewachsenen Bäume, produzieren im Sommer also per Tag 201 800 Liter dieses "Gases", das uns am Leben erhält. Per Jahr während ihrer Grünphase, auf 200 Tage gerundet, sind dies 40 320 000 Liter "Oxygenium". Das ist doch eine bemerkenswerte Zahl und für uns ein "Gutes Geschäft"! Laut der "Bundeswaldinventur 2014" stehen in Deutschland über 90 Milliarden Bäume, die fast unentwegt Sauerstoff pro-duzieren. Das heißt, die Bäume in unserem Land entwickeln für uns pro Tag: 2 592 000 000 000 000, oder in ihrer Wachs-tumsphase per Jahr 5,184e+17 Liter "Oxygenium". Das ist doch eine noch bemerkenswertere Zahl und für uns ein noch besseres Geschäft. Es soll ein gutes “Geschäftsjahr” werden! Ich bitte sechs Menschen, die Resultate meiner "Zucht" zu pflanzen, jeder bekommt einen Sprössling. Ich wähle die Pflanzer nach der Länge der Wanderungen aus, über die weiten Strecken, die ich mit ihnen unternommen habe und damit auch nach der Lebenszeit, die ich mit ihnen im "Gehen und Reden" verbracht habe. "Reden im Gehen" bergauf, verbraucht viel Sauerstoff, mehr Sauerstoff als normal, darum gebe ich diesen nun wieder zurück. Wanderungen haben immer mit Bäumen zu tun, die auf diesen von den Wandernden mehr oder weniger wahrgenommen werden. Wir bewegen uns an ihnen entlang, durch sie hindurch, steigen über die Gefallenen, die Gefällten und ihre Wurzeln hinweg. Wir sehen wie sie zerfallen und wie sich aus ihnen neuer Humus bildet. Wir treffen auf sie in all ihren Aggregatzuständen, von tief gefroren, grünes Chlorophyll erzeugend bis farbig vertrocknend. Wir bedienen uns ihrer Früchte, wir benutzen sie bis hin zum Brennstoff. Sie sind für uns Gewohnheit, sind Beiwerk, sind uns Selbstverständnis, sie sind ein Teil des Marktes geworden. Sie trösten und beruhigen uns, wir ruhen uns in ihren Schatten aus, sie wurden uns zur “Poesie”, zum Lied, zum Bildnis. Sie hinterlassen keinerlei Müll, wir leben mit ihnen in einer perfekten Symbiose. Sie reinigen unsere Luft und sie geben uns den Sauerstoff zurück, den wir geatmet haben, sie hinterlassen uns ihren Ertrag. Dafür hinterlasse ich selbst den siebten Baum, er wird mein Leben wahrscheinlich überdauern, ich nehme, er gibt. Ich bitte die Wanderer, dass sie einen eigenen, geeigneten Platz für "Ihren” Baum erkunden. Es soll ein persönlicher Ort, ein ausgesuchter, ein Ort in ihrem Sinne sein. "Wachse, wirke, werde", ein Postulat von Bruno Nagel. An jedem Baum wird ein mit seinen Worten, von ihm beschrifteter Pflock hinterlassen, er gibt dem Sprössling den nötigen Halt. Diese Aktion kann nachgeahmt, zum gemeinsamen Sauerstofferhalt ergänzt oder “kopiert” werden. Wer einen Sprössling bekommen und sich beteiligen will, melde sich, ich werde weiterhin ebensolche "züchten" und "zur Verfügung" stellen. Ich danke den Pflanzern: Konstantin Bressmer, Alfons Forster, Sylvia Mehlbeer, Bruno Nagel, Sigrid Perthen und Markus Simon "Und wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht; ich würde heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen." |
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Wahl . Mahl . Wetter . Glück . (Ein Plädoyer für “Freie Meinungsäußerung” und “Demokratie”) . März 2016 "Jeder Mensch hat das Recht auf freie Meinungsäußerung." . (Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, Artikel 19) “Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.” . (Artikel 5 des Deutschen Grundgesetzes, Absatz 1) “Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei...” . (Artikel 5 des Deutschen Grundgesetzes, Absatz 3) |
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Es ist wieder “Wahltag”, so wie es wieder Frühjahr geworden ist, wie immer. Ich gehe hin, wie immer, seit fast 35 Jahren, mein Wahlraum ist in einer Schule. Ich bekomme eine amtliche Aufforderung zur Wahl, mittels eines Schreibens von meiner Heimatgemeinde. Ich finde mich ein, am 13. März des Jahres 2016, um ca. 14.00 Uhr, in der "Haierschule", 73035 Faurndau, im Akazienweg 4, Bezirk 54. Meine Wahlbezirksnummer lautet 110-54, meine Wählernummer ist die 096, der Absender zur Aufforderung ist eine Stadt, 73033 Göppingen, Hauptstraße 1, Rathaus. Mein Wahlraum ist "Rollstuhlgerecht", also ebenerdig, ich muss mich nicht anstrengen, ich muss mich nur bewegen, vor-wärts, immer voran, ich bekomme keine Atemnot. Ich muss nur den mir zugesandten amtlichen Wahlausweis und meinen Personalausweis bereithalten, der nicht verlangt wird, er trägt die Nummer: L7CL04JTY. Die "Diensthabenden" sind freund-lich, ich werde begrüßt, registriert und auf einer Liste handschriftlich abgehakt. Diese Liste ist noch immer nicht digitalisiert, ich werde analog geführt. Ich bin am 07. 02. 1964 geboren, ich bin also ein Kind des Analogzeitalters, die Wahlprognosen werden mir allerdings digital aufbereitet. Mein Kühlschrank war immer voll, das ist großes Glück. Ich muss nur ein Kreuz auf einem vorgefertigten Papier hinterlassen. Das ist alles. Die "Möglichkeit" einer Wahl, zu einer Wahl zu gehen, eine Wahl zu haben, auswählen zu können, unter verschiedenen Parteien, ist mir "heilig", diese Chance finde ich nur in wirklichen Demokratien. Ich kann die Partei meiner Wahl bestimmen, kann meine Partei kritisieren und ich kann meine Partei abwählen, ich muss nicht wählen. Diese Möglichkeit gibt uns das Grundgesetz, mit dem ich sozialisiert worden bin. Wir haben das "Allgemeine Wahlrecht" und Artikel 5 sagt aus: "Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten...." Das ist genial und ist großes Glück! Ich begebe mich auf den Weg. Das Wetter ist trüb, zwischen Wolken bricht noch vereinzelt die Sonne hindurch, Durch-schnittswetter ist angekündigt. Eine Deutschlandflagge über einem Betonschulhof weht müde, obwohl der Wind kalt auf-frischt. Es ist ein durchschnittlicher Märztag des Jahres 2016, ein Sonntag, der Wahlsonntag. Aus der Entfernung betrachtet liegen auf der Hochfläche der Alb noch sichtbare Schneereste. Morgen wieder arbeiten, ich werde auch nach diesem X-ten Wahltag, pünktlich sein und funktionieren, wie immer. Ich trage eine Kartoffel mit mir, eine Knolle, die Bruno Nagel im vergangenen Jahr auf einer gemeinsamen Wanderung von einem Feld, einer Scholle entnahm. Der Bauer war zugegen und duldete den kleinen Verlust. Es war Spätsommer, die Szene spielte in “Blaubeuren”, einem beschaulichen Ort in Süddeutschland, direkt unterhalb des "Geißenklösterles", einer Vorzeithöhle, in der unsere Vorfahren noch keine Kartoffeln kannten und wohl auch nicht den Begriff der "Wahl". Der Himmel war fast wolkenlos, zum Mittag hin wurde es heiß, heftige Gewitter waren angekündigt. Aufgezogen ist keines, der Tag verlief völlig undramatisch. Abends dann schattiger Wind, ein Wein in der Nähe des "Blautopfes". Bruno überließ mir die Kartoffel. Seitdem ist fast ein halbes Jahr vergangen. Sie hatte auf meinem Küchentisch im Licht liegend, genügend Zeit zu keimen, sie hat sich zu einem “Prachtexemplar” entwickelt. So spontan, wie ich sie mitnahm, lasse ich sie in der Wahlkabine liegen. Die Kartoffel war und ist uns Nahrungsgrundlage. Es hat Jahrhunderte gedauert, bis die Obrigkeit die Macht der Knolle "als für sie nützlich" verstand. Friedrich II erließ die "Kartoffelbefehle", einen davon am 05. April 1757: „Wo nur ein leerer Platz zu finden ist, soll die Kartoffel angebaut werden, da diese Frucht nicht allein sehr nützlich zu gebrauchen, sondern auch dergestalt ergiebig ist, daß die darauf verwendete Mühe sehr gut belohnt wird..." Der Erfolg der Kartoffel trug vielleicht auch zum Erfolg der sich bildenden Demokratien bei. Mit einem vollen Bauch wählt es sich besser. Für dieses Glück, in einer Demokratie zu leben und das Recht auf "freie Meinungsäußerung" zu haben, gebe ich eine Kartoffel symbolisch zurück. Ich gehe zur Wahl und lasse sie in meiner Kabine. Ihre kräftigen, dunkelgrünen Keime sind fast wie eine Blüte, sie ist bereit sich zu vervielfältigen, ich lasse sie ungern zurück. Ich stelle mir vor, dass jemand meine Knolle findet, meine Vorstellung der Demokratie mitnimmt und dass dieser austreib-ende Keim verpflanzt wird und dem Finder im Sommer zu einem ordentlichen Mahl werden wird. Ich hoffe auf ergiebige Niederschläge und günstige Wärmeperioden, nur so würde dem Pflanzer sein Teller voll. Eine “Langzeitwettervorhersage" ist derzeit noch nicht aussagekräftig, die politische Zukunft unseres Landes nicht absehbar. Ich wähle auch dieses Jahr wieder eine demokratische Partei, also die unbedingte Demokratie, so wie immer. Unsere Demokratie basiert auf den Artikeln des "Deutschen Grundgesetzes”: Artikel 1, "Die Würde des Menschen ist unantastbar". Auch das ist genial und großes Glück! |
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"Die Schule von Athen" (La scuola di Atene) . Raffael . 1510 - 1511 . Fresko . 7,70 m . Stanza della Segnatura, Vatikan |
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“Cepaea nemoralis” oder “Cepaea hortensis” . (Ein Aufruf) . Januar 2016 |
Bitte sammelt für mich die verlassenen Gehäuse der Hain- oder Gartenbänderschnecke. Ihr findet sie in Gärten und Parkanlagen, aber auch in lichten Wäldern, Gebüschen, Heckenreihen, bevorzugt unter hängenden und kriechenden Gewächsen. Sammelt immer wieder, während euren Spaziergängen, Wanderungen und Gartenarbeiten, über das Jahr, über die Jahre hinweg. Sie liegen an euren Wegen, ihr werdet ein Gespür dafür entwickeln, sie zu entdecken. Richtet eure Aufmerksamkeit auf dieses scheinbar unwichtige Objekt, es ist eine Gattung, die mit uns gemeinsam lebt und sich wunderschöne Paläste baut. Sammelt sie auf, wie reife Früchte, auch die “Schäbigen” und die “Gebrochenen”, füllt eure Taschen und schickt sie an mich, ich benötige viele, sehr viele, mindestens eintausend Exemplare. Vielleicht gelingt mir ein Objekt daraus, an dem ihr euch durch eure Zusendung beteiligt und namentlich erwähnt werdet. Beschäftigt euch mit dem minimalen Unterschied zwischen "Cepaea nemoralis" und "Cepaea hortensis". Es ist eine kleine, elegante, sehr gut gelungene Abweichung, die von der Evolution geschaffen wurde. Haltet eure Augen immer offen, es lohnt! |
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Zeitraum (X) . Konzept und Realisation mit Voré . Oktober 2015 |
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Torso (Fragment) . Voré . 2015 . Baumberger Sandstein . ca. 45 × 60 × 25 cm . Auf dem Grund des Bodensees verbleibend . 88079 Kressbronn |
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Anfang dieses Jahres begannen wir, uns Sätze, Inhalte, Zitate und Meinungen zum großen Thema "Zeit" zuzuspielen, um sie, die Zeit, in all ihren Nuancen zu "erwischen" und zu bedenken. Der Impuls hierzu war eine spontane Mail an Voré, ver-sendet am 29.12.2014, um 04.18 Uhr. Genau so spontan antwortete er, drei Tage später, um 07.58 Uhr. 2015 sagte er zu, wir kannten uns kaum. Es gab keinen Vorlauf, kein Treffen, keine Unterhaltung, keinen Prozess, wir entwarfen kein Konzept. Das Konzept war unsere Konzeptionslosigkeit. Zunächst zu zweit, luden wir Mitschreiber ein. Ich protokollierte über Wochen, die Namen, das Datum, die Uhrzeit der ein-treffenden Statements. Es wurde eine Sammlung zur Zeit: "Eine Stichwortsammlung zur: "Zeit", vielleicht wird uns eine ge-meinsame Arbeit daraus, oder sie endet nur in einem Wort..." (Voré). Am 25.09.2015 beenden wir unser Projekt, so spontan wie wir begannen, der Tag ist absichtslos gewählt. Wir hinterlassen zwei Artefakte im Bodensee, der zweiten Heimat von Voré, zwei Objekte, die für uns den Inhalt der Aktion spiegeln. Diese Platte verkörpert auch die Versteinerung eines Fisches: "Leptolepides sprattiformis", aus der Gattung der echten Knochenfische (Teleostei). So sinkt die Versteinerung eines damaligen Wasserwesens, ca. 145 Millionen Jahre nach seinem Leben, im Jahr 2015 erneut zum Grund eines Sees und wird somit zur Versteinerung einer Versteinerung. Wir haben den Objekten einen Raum gegeben, nicht tief unter Wasser, sichtbar vom Ufer aus, liegen sie auf Grund, auf süddeutschem Jura. Unsere Blicke gelten auch den Facetten der Sonne, den Wasserspiegelungen, die sich unaufhörlich tanzend auf ihnen abzeichnen, bevor sie sich irgendwann farblich den Steinen und dem Seegrund anpassen und zu trüber mit Algen behafteter Zeit-Masse werden. Unsere Objekte haben nun ihren eigenen Zeitraum (X). |
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"Bodensee" . William Turner. 1842 . Aquarell . 30,7 × 46,4 cm . Tate Gallery, London |
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Am Fluss . Im Fluss . Der Fluss . Ein Fluss . September 2015 |
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Wir wandern an einem der letzten noch nicht begradigten Flüsse Europas, dem Lech, von der Quelle bis zur ersten Stau-stufe in 125 km Entfernung. Wir treffen auf ungeahnte Landschaften, Idyllen, Ausblicke und Abgründe, auf kaum zu bändi-gende Auswüchse dieses Gewässers in grandioser Alpenlandschaft. Dem Fluss wird sein freier Lauf gelassen, er macht was er will, er zeigt sich unbändig und sanft, ist friedlich und ungestüm, er ist frei, er ist sich selbst überlassen, er konnte sich selbst bleiben in seiner Natur und Eigenheit. Er präsentiert sich als großes Naturtheater in all seinen möglichen Be-leuchtungen und Betrachtungen. Ich versehe die Kunststeine mit sechs Namen, von teilweise in Betonrinnen begradigten, zu Wasserautobahnen ausge-bauten, auf Ertrag getrimmten und damit ihrer Einzigartigkeit beraubten deutsch-europäischen Flüssen: Donau, Elbe, Neckar, Main, Rhein und Weser. Während ich die quadratischen Betonsteine in diesem freien Gewässer hinterlasse, stelle ich mir vor, wie sie von den Strö- men, den Hochwässern des Lechs mitgerissen werden, wie sie durch die Kräfte des Wassers den Flusslauf entlang poltern, wie sie ihre Ecken und Kanten schärfen und verlieren und eine immer rundere Form annehmen. Sie passen sich den natürlich vorhandenen Steinformen an und werden vermeintlich zu Fluss- oder Kieselsteinen. Die darauf gestrahlten Flussnamen werden bald verschwunden sein, die Strömungen unablässig daran arbeiten und schleifen. So wird Baumarkt-beton durch die Wasser von Lech und Donau eines Tages wieder zu Sand, zu dem Sand, der am Rande des Schwarzen Meeres vielleicht dereinst eine neue Sandwelle formt oder eine Küstenlinie bildet. Das wird lange nach meinen Aussetzungen sein und hat mit viel, sehr viel Zeit zu tun. Damit aber bleibe ich im Fluss. Ich danke Sylvia Mehlbeer für die sechs Tage, die sie sich Zeit nahm, mich begleitet und “durchgehalten” hat und die 125 Kilometer von der Quelle bis zum "Lechfall" in Füssen mit mir gegangen ist. Ich danke “b-werbung” für die Schriftfolien und das Sandstrahlen der Steine |
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Zehn Höhlen . Acht Steine . (Zu Serie: Analog / Digital) . August 2015 |
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Wir wandern in drei Tagen durch das Lonetal, über Blaubeuren durch das Blautal, in das Achtal nach Schelklingen. Wir gehen einen Weg entlang der zehn Höhlen, die durch Ausgrabungen und durch ihre steinzeitlichen Funde weltbekannt wurden. Die bekanntesten dort gefundenen Artefakte sind unter anderen die "Venus von Schelklingen", das "Urpferd" und das "Mammut". Sämtliche Artefakte sind zwischen 40.000 und 30.000 Jahre vor Christus entstanden. Es sind die ältesten dreidimensionalen Objekte der Menschheitsgeschichte. Die ältesten gefundenen Musikinstrumente, drei Flöten aus Schwanenknochen, stammen ebenfalls von hier. Die Formgebung der gefundenen Objekte entspricht weitgehend den etwa 20.000 bis 15.000 Jahre jünger datierten Malereien der 800 km entfernten Höhlen von "Lascaux" und "Chauvet". Es scheint sich immer mehr zu bestätigen, dass bereits in den Zeitaltern des "Aurignacien" und "Gravettien" kultureller Austausch über diese weite Entfernung hinweg stattfand. Die Kultur begann in den Tälern der Schwäbischen Alb. Wir besuchen folgende Höhlen: Vogelherdhöhle, Hohlenstein, Bocksteinhöhle, Fohlenhaus, Große Grotte, Brillenhöhle, Geißenklösterle, Hohle Fels, Sirgensteinhöhle, Haldensteinhöhle. Der Grund auf dem wir leben war vor 160 Millionen Jahren ein gewaltiges Meer, das "Jura"- oder das warme "Süddeutsche Meer". Nach langen Anhebungsprozessen wurde es zu dem Boden, zu dem "Weißen Jura", auf dem wir heute unser Dasein verbringen, auf dem wir zum Homo Sapiens wurden, unsere Kultur entwickelten und unsere Fertighäuser und Industrien bauen. Auf ein Stück Schiefer aus diesem verfestigten Grund, habe ich ein Leiterplattenmuster sandgestrahlt. Mit diesem Abdruck unserer digitalen Gegenwart versehen, wird der Stein zum Abbild unserer digitalen, gegenwärtigen Zeit, zur “Obersten Schicht” oder zur digitalen Schicht. Zu der Schicht, auf der wir heute unsere Hochgeschwindigkeitsverbindungen leben. Der Stein wird somit Teil unseres “Netzwerkes”, zur fiktiven Schnittstelle zwischen Analog- und Digitalzeit. Er ist die “Ver-steinerung” unserer digitalisierten Epoche, er wird zum "Denkmal" unseres befristeten Daseins. Dieses Stück Schiefer, aus der Schwarzjuraschicht, breche ich in neun Teile und hinterlasse auf unserer Wanderung, in neun von zehn Höhlen, neun Relikte unserer Zeit. In den Höhlen werden sie wieder zu dem was sie eigentlich sind, Stein, analoger Stein. Die neun Bruchstücke werden zu möglichen Fundstücken, unserer erst seit drei Jahrzehnten währenden Digitalzeit mit ablaufendem Haltbarkeitsdatum. An Stelle der neun hinterlassenen Artefakte entnehme ich den Höhlen acht einfache Steine, entnehme sie den Böden der frühen Behausungen und ordne sie neu, stelle sie zu einem Objekt zusammen, zu einer fast geschlossenen, fragilen Schicht des weißen Juras, auf dem wir leben. Wir wandern entlang der Wiege unserer menschlichen Kultur, wir betreten Räume, Höhlen in denen Jahrtausende gelebt, gearbeitet, wir uns über Generationen fortgepflanzt und noch analog kommuniziert haben. Die Wanderung wird somit zu einer Reise durch die Digital- zurück in die Analogzeit. Die Zeit verschwimmt in Digital - Analog - Digital Fragmente. Ich stelle mir vor, wie die Höhlenbewohner des "Gravettien" abstrahierte Leiterplattenmuster auf Steinen hinterlassen, die für uns heute nur schwer deutbar wären. Mit Bruno Nagel wandere ich gemeinsam, über siebzig Kilometer durch drei Täler. Wir haben uns für das Zeitalter "Aurignacien" viel Zeit genommen, 40000 Jahre danach. |
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Westweg II . Mai 2015 |
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Unzählige Vertriebene, Flüchtende aus Afrika versuchen den „gelobten Kontinent“, die „Festung Europa“ zu erreichen. Viele von ihnen werden auf ihrer Überfahrt zu namenlosen Toten. Das Mittelmeer ist in den letzten zwei Jahren zu einem Friedhof Europas geworden. Vor Jahrmillionen wurden Tiere zu Versteinerungen, heute sind es Menschen, welche zum Meeresgrund sinken und zu Sedimenten werden. Der Versuch einer Überfahrt findet zumeist mit namenlosen Booten statt. Nur zwei Schiffsnamen wurden bisher bekannt und damit medial bedeutend: "Blue Sky M" und "Ezadeen". Ich wandere auf dem "Westweg". Dieser Weg führt mich über 290 km, in 13 Etappen von Pforzheim durch den Schwarz- wald nach Basel. Auf den letzten sechs Etappen hinterlasse ich während meines Weges, an exponierten Stellen sechs mit diesen Begriffen beschriftete Steine. Die Steine trage ich, als nicht unbedeutende Last, in meinem Rucksack mit mir. Die Masse eines Steines entspricht ungefähr der Masse von Stahl. Ich stelle mir vor, wie schnell ein Kieselstein, den ich ins Wasser werfe, sinkt. Ich stelle mir vor, wie schnell ein Schiff, ein Stück Stahl sinken kann, ich versuche mir vorzustellen, es Menschen ergeht die ertrinken. Kein Grabstein wird an die Namenlosen erinnern. Die angeschwemmten Leichen werden mit Aluminiumfolien bedeckt und in schwarzen Plastiksäcken verwahrt. Tausende Familien warten vergeblich auf gute Nachricht von ihren Angehörigen aus dem "Goldenen Kontinent" Europa. Ich hinterlasse auf meinem Weg sechs Steine, jeweils an der fast höchsten Stelle meiner Etappen, immer über eintausend Meter, weit über Meereshöhe, an Stellen, an denen ein größerer Stein als Fundament dient. Sie wirken damit gefestigt, er-fahren scheinbar Schutz und Halt, haben "Sicheren Boden" unter ihren Füßen. Mit jeder Etappe wird mein Rucksack um einen Stein leichter. Die Last verringert sich mit jedem gegangenen Tag. Ich wandere weiter, denke an die Ertrinkenden und dabei immer wieder an die geringe Oberflächenspannung von Wasser, an das Gewicht von Schiffen und Menschen und daran, dass die dünne Haut des Wassers keinerlei Halt bietet. Ich denke daran, selbst zum Flüchtenden oder zum "Boat-People", zum Ertrinkenden und zu einer abstrakten Nummer auf einer Vermissten- oder Todesliste zu werden. Ich wandere durch den Schwarzwald, einem Inbild unserer Heimat. Ich ertrinke nicht. Ich bin von meiner Demokratie "behütet" und bekomme jeden Abend ein „Vesper“ meiner Wahl.
Bedeutungen: Untergehen: Aussprache: ˈʊntɐɡeːən, Präteritum: ˈʊntɐɡɪŋ, Partizip II: ˈʊntɐɡəˈɡaŋən Bedeutungen: Synonyme: Quellen: Wikipedia |
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Expandierendes Objekt / Zusendung: Rita Schaible-Saurer |
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Ergänzung zur “Schönheit eines laufenden Prozesses” . Aktion 2014 (Teil 1 und 2) Die Kartoffeln des letzten Jahres haben gekeimt, ein Teil davon wurde mir von Menschen, die sich an der ersten Aktion be-teiligt hatten, als "neue Samen", als "Ernte-Dank", als Auszug ihres persönlichen Lebens und Weges zurückgegeben. Ich vergrabe sie erneut. Damit beende ich nach einem "Guten Jahr", nach einer "Guten Ernte" die Aktion "Die Schönheit eines laufenden Prozesses". Der Kreislauf hat sich nun geschlossen, ein neuer Prozess wird sich selbstständig anfügen. |
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”Kunstsammlung”. (Ankündigung) . Mit Norbert Fischer . 2011 - Februar 2015 |
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Fotografie: Markus Simon |
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Eine "Kunstsammlung" beinhaltet Werke der bildenden und / oder der angewandten Kunst (Kunstgewerbe, Kunsthandwerk, Design) und anderen Ausdrucksmedien der Künste. (Quelle: Wikipedia) Kunst wurde schon immer gesammelt, war immer Wertanlage, oft Leidenschaft. Einige Sammlungen wuchsen im Laufe der Jahrzehnte ins Unüberschaubare, manch eine Sammlung wurde ihren Besitzern zum Ballast. Wir befreien Sie von Ihrem Ballast, stellen Sie Ihren "Kunstmüll" auf die Straße, machen Sie sich frei von Ihren Investitionen. Befreien Sie sich von Ihrer "Kunstsammlung". Stellen Sie Ihren Caspar David Friedrich, Ihren Rembrandt, Ihren Picasso, Ihren Richter und Ihre anderen Werke raus, wir holen sie und auch Ihre zweit- und drittklassige Kunst bei jedem Wetter ab! Die Termine für die "Kunstsammlung" entnehmen Sie bitte der Postwurfsendung, die im Vorfeld in Ihrem Wohngebiet ver- teilt wird. Sie haben also genügend Zeit, sich von Ihren Werken mental und persönlich zu verabschieden. Die eingesammelten "Kunstwerke" sollen in einer Galerie günstig zum Verkauf angeboten werden. Der Erlös wird von uns einem, oder mehreren Kindergärten zum Erwerb von Buntstiften und Zeichenblöcken zur Verfügung gestellt. So kann neue Kunst entstehen! Die Überlegungen zu "Kunstsammlung" begannen im Jahr 2011. Ausgeführt wurde das Konzept noch nicht. |
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Objekt “Kunstsammlung”: Barockrahmen . Passepartout . Fiktive Postwurfsendung . ca. 41 × 33 × 2.5 cm . 2015 |
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Wir zeigten uns unsere Bilder (remix / Neuauflage) . Mit Sylvia Mehlbeer . 1999 - Dezember 2014 |
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Am 20.12.2014, zeigen wir auf der Gemarkung 10/1-Haier uns unsere Bilder. Wir wiederholen die Aktion nach fünfzehn Jahren noch einmal, die erste Ausstellung fand am 28.02.1999 statt. Seitdem sind 5774 Tage vergangen, die Landschaft hat sich kaum verändert. Ein paar Bäume wurden gefällt, neue gepflanzt, die Gegend ist noch immer kein Baugebiet. Wir versuchen unsere damalige Stellung in der Landschaft erneut einzunehmen, dieselbe Perspektive zu realisieren erweist sich als zu aufwendig. Die Ausstellungsdauer beträgt ca. 2 Stunden. Einladungen wurden keine versendet, Publikum war demnach keines zugegen, dies wurde willentlich in Kauf genommen. Vereinzelte Spaziergänger schauen fragend herüber. Bellende Hunde in der Ferne, wie damals. Kein Hahn kräht, außerhalb des Kunstmarkts, kurze Sonne, ein Tiefdruckgebiet kündigt sich an. Es ist ein Tag vor der Wintersonnenwende, die Blätter zu unseren Füßen, schwarz, nass und zertreten gehen allmählich über in Erde, im kommenden Jahr schon sind sie Humus. Die Zeit vergeht mit uns, die schwarzen Blätter spiegeln den Himmel, diese Landschaft hat schon lange keinen Schnee und keine neuen Bilder mehr gesehen. |
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Fotografie: Markus Simon . 20.12.2014 |
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Fotografie: Siegfried Hopf . 28.02.1999 |
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Analog . Digital |
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Wir fotografieren die fast gleichen Motive, entlang eines Weges über die Alb. Die Motive bestimmen wir gemeinsam. |
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Sehenswürdigkeiten / ”Viele Grüße” . August 2014 |
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Eine Reise ist eine Reise, ein Text ist ein Text ist ein Text auf einer Postkarte, eine Sehenswürdigkeit ist eine Sehenswürdigkeit, ist eine Sehenswürdigkeit... |
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Westweg . Juni 2014 |
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Ich wandere auf dem "Westweg". Dieser Weg führt über 290 km, in 13 Etappen von Pforzheim durch den Schwarzwald nach Basel. Auf sieben Etappen hinterlasse ich während meines Weges, an exponierten Stellen, sieben mit Begriffen beschriftete Pflöcke. Wir alle waren Flüchtlinge, sind nur zufällig Seßhafte und können zu jedem neuen Tag zu Flüchtigen werden. |
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Fotografien / Standorte: Westweg |
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Die Schönheit eines laufenden Prozesses (Teil 1) . Mit Sigrid Perthen und Bruno Nagel . April 2014 |
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Interaktion bezeichnet das wechselseitige Aufeinandereinwirken von Akteuren oder Systemen und ist eng verknüpft mit den übergeordneten Begriffen Kommunikation, Handeln und Arbeit. Manchmal werden diese Begriffe sogar synonym verwendet. Quelle: Wikipedia |
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Die Schönheit eines laufenden Prozesses (Teil 2) |
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Es wird von mir zu dieser Aktion kein Konzept verfasst werden. Die Pflanzungen benötigen keinerlei Erklärung, sie sollen einfach geschehen. Sie können sich vermischen, mit persönlichen Gedanken, Erinnerungen, Statements und Bekennt- nissen. Ich nehme mir vor, die Pflanzungen auszudehnen, mit weiteren Beteiligten, die ich mitnehmen will über das Jahr und die Jahre. Die gepflanzten Kartoffeln werden Früchte erzeugen, die ausgegraben, weitergereicht, geteilt werden können und erneut vergraben, durch die Zeit. Die Aktion kann und soll sich mit neuen Teilnehmern verselbstständigen, soll zur "Sozialen Interaktion" werden. Eigene, persönliche Orte, "Landmarken", sollen von diesen bestimmt und aufgesucht werden. Jede neue Pflanzung erweitert die "Idee" um ein paar Nuancen, ein jeder soll für sich selbst bestimmen, was er damit verbindet und sei es nur seine persönliche Erinnerung. Jeder hinterlässt etwas, etwas "Treibendes", hinterlässt ein Gewächs das sich selbst vervielfältigt und somit neue Grundlagen bildet. Es geht mir um die "Schönheit eines Prozesses" und um die gemeinsame Arbeit, die gemeinsame Kommunikation und das gemeinsame Handeln. Was ich bei den Pflanz-ungen wieder neu erfahren habe, ist die uns wohl grundlegende menschliche Gemeinsamkeit, einen Keim, einen Samen, eine Knolle zu verpflanzen, deren Früchte zu ernten, zu vermehren und weiterzugeben. "Dreck" unter den Fingernägeln zu haben und die Lust, Erde zu spüren und zu riechen. Die Pflanzung, die Aussaat, die Ernte ist eine der elementarsten Tätigkeiten, die wir Menschen kennen und die in über tausenden von Generationen in uns gereift ist. Dazu benötigen wir keinen Computer. Fast scheint mir, dass wir über die Jahrtausende, zu diesem Ritual ein Gen entwickelt haben, das wir in uns tragen und das uns gemeinsam weiter trägt. In unserer gegenwärtigen Sprachfindung nennt sich dies auch "Netzwerk oder network". Ich bleibe bei einer einfachen Wortwahl, bei der "Schönheit eines laufenden Prozesses", einer gemeinsamen Handlung und bei der Ruhe, die uns beim Pflanzen von Kartoffeln empfängt. Schalten Sie Ihr Handy ab!
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Neue Heimat . März 2014 |
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Als Neobiota (Von griechisch: néos „neu“ und bíos „Leben“) bezeichnet man Arten und untergeordnete Taxa, die sich, ohne oder mit menschlicher Einflussnahme, in einem Gebiet, manchmal invasiv etabliert haben, in dem sie zuvor nicht heimisch waren. Neobiotische Pflanzen bezeichnet man als Neophyten. Quelle: Wikipedia |
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Pflanzort 01: N 48°.37’.119” / EO 09°.38’.965” / Höhe 678 m über Meereshöhe (Wacholderheide bei 73344 Gruibingen) |
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Pflanzort 02: N 48°.37’.916” / EO 09°.46’.001” / Höhe 664 m über Meereshöhe (Wacholderheide bei 73337 Unterböhringen) |
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Integration (Unterschicht / Oberschicht / Unterschicht) . 2008 - März 2014 |
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Eine im Jahr 2008 entstandene Arbeit, mit dem Titel “Die Oberste Schicht”, besteht aus dem hier heimischen Posi-donienschiefer, dem so genannten “Schwarzen Jura". Diese Schicht wurde vor ca. 200 bis 178 Millionen Jahren abgelagert und ist die unterste der drei bekannten Juraschichten. Der Superkontinent Pangaea zerfiel und teilte sich in die heutigen Kontinente. Der Grund wurde zu einem gewaltigen Meer, dem "Jura- oder dem warmen Süddeutschen Meer" und ist nach langen Anhebungsprozessen wieder zu dem Boden geworden, auf dem wir heute unser Dasein verbringen, auf dem wir zum Säugetier Mensch wurden, die Kultur erfanden und heute unsere Fertighäuser und Industrien bauen. |
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Interventionen . Gemeinschaftsarbeiten mit Klaus Heider . 2011 - 2013 |
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Bei einem unserer vielen gemeinsamen Abende vor dem PC, entstand aus einer spontanen Idee heraus, der Entschluss, mit einen Bildbearbeitungsprogramm, Fotografien gemeinsam grafisch zu intervenieren und auf diese Einfluss zu nehmen. Es war der ausdrückliche Wunsch von Klaus Heider, dass Fotografien von mir dazu verwendet werden. Einige Bilder sind relativ zügig entstanden, anderen gingen intensive Debatten voraus. Die Entscheidung wie unsere Einflussnahme aussehen sollte, konnte sich bei einigen Exemplaren über Tage oder Wochen hinziehen. Von Juli 2011 bis Juni 2013 sind in loser Folge, einundvierzig Arbeiten entstanden. Mitte des Jahres 2013 reifte die Absicht, ein mich überraschender Entschluss von Klaus, diese Serie als Gemeinschaftsarbeit auszustellen. Die letzte Arbeit entstand am 10. Juni, kurz vor seiner Abreise nach “Cima”, in sein Haus am Luganer See. Er wollte noch die 55. Biennale in Venedig besuchen. |
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Zwei Demonstrationen - Zwei Steinwürfe . 2009 |
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Anlässlich zweier besuchter Demonstrationen, auf denen ich keinen Stein geworfen habe, warf ich an zwei beliebigen Tagen des Jahres 2009, jeweils einen beliebigen Stein, in einer beliebigen Landschaft, in eine beliebige Richtung. |
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Kieselsteine . jeweils ca. 6 ×12 cm . Sandgestrahlter Schriftzug |
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Wurforte Eins und Zwei |
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Unter Ausschluss der Öffentlichkeit . Konzept und Realisation mit Norbert Fischer . 2008 |
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Unter “Ausschluss der Öffentlichkeit” entstand als Reaktion auf den Medienhype, Unwesentliches zu fernsehtauglichen Gala-Abenden oder “Events” zu stilisieren. Dieses Verhalten der Medien hat sich über die Jahre nicht verändert. Menschen die nichts bewirken, außer “geliftet und hübsch” zu sein, stehen im Mittelpunkt des öffentliches Interesses und der Aufmerksamkeit, bzw. werden von den Medien zum allgemeinen Interesse und damit “prominent” gemacht. Menschen hingegen, die forschen, neues erschaffen, sozial arbeiten oder Frieden stiften, normale Arbeitnehmer, die vor der Kamera nicht sonderlich eloquent erscheinen, ihre Inhalte nicht sonderlich originell, keine “Sternchen,” schrill oder “Luder” sind, werden hingegen gänzlich ignoriert. “Heute Abend gibt’s ‘ne Show”, kommen Sie alle, es wird bunt, wichtig und morgen berichtet das Boulevard endlich nun auch über Sie! |
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Bressmer und Fischer schlagen Paparazzi Was zunächst als Satire geplant war, wird nun von bitterster Realität eingeholt. Wie aus gut unterrichteten Kreisen zu hören ist, kam es im Rahmen der Aktion “Unter Ausschluss der Öffentlichkeit” zu einem Eklat. „Bressmer und Fischer schlagen Paparazzi“ heißt es. Die beiden Ausrichter der Veranstaltung beteuern, „zwar etwas direkt geworden“ aber nicht „völlig ausgerastet“ zu sein, wie bereits verschiedentlich als Gerücht gestreut wurde. Die beiden versichern: „Natürlich ist uns nach der wochenlangen Penetranz dieser Person der Kragen geplatzt, wir sind kein Futter für die Medien“ so Bressmer und Fischer. „Wir haben diesem Fotografen, der zu dem Abend nicht zugelassen war, lediglich seine Grenzen aufgezeigt“ wie in einem Beitrag bei stohl.de aufgedeckt wird. „Wir handelten auch im Sinne anderer Geschädigter“. Bressmer und Fischer stehen derzeit zu weiteren Statements nicht zur Verfügung. |
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365 Tage II . 2006 - 2007 |
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Von Januar 2006, bis Januar 2007 fotografierte ich täglich die immer gleiche Perspektive aus meinem Küchenfenster, mein Bett, so wie ich es morgens verlassen hatte, mein tägliches Abendessen, sowie die Schlagzeile einer Tageszeitung. |
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Malen Sie auch? / 2063 einfache Fragen zur Kunst . 2006 |
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Malen Sie auch? 2063 Fragen zur Kunst. Viele wurden verworfen, korrigiert, gewendet, wurden immer wieder aufgegriffen, geprüft ob sie Bestand haben, ob sie als Frage längerfristig bestehen können. Es war mir fast keine Arbeit, es war mir Lust, diese Fragen zu stellen, nur der ausreichende Schlaf ging mir verloren. Sie kamen und sie gingen. Sie drängten sich auf, ich hielt sie fest, im Halbschlaf, sowie Unterwegs. Ich wanderte mit ihnen, ich ließ die eine oder andere irgendwo zurück, in einer Landschaft, auf einem Weg. Die meisten Fragen habe ich mitgenommen, niedergeschrieben und somit festgehalten. In ihrer Reihenfolge jedoch immer wieder verschoben, erstellte ich Skizzen, habe sie neuen Kontexten, Bereichen, Abschnitten und Themenblöcken zugeordnet. Einige waren mir Anregung genug, Bilder daraus zu machen, einige flossen in Objekte ein, zumindest als Titel. |
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Vier Wanderungen . 30 Minuten hin - 30 Minuten zurück . Quadrat . Linie . “Hexensattel” . 2003 - 2006 |
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Filmstil aus “30 Minuten hin - 30 Minuten zurück” |
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Diese vier Wanderungen stehen exemplarisch für ca. 700 bis 800 kürzere, längere oder auch sehr lange Wanderungen, die ich in den vergangenen vierzig Jahren unternommen habe und die hoffentlich weiterhin machen kann. Wanderungen die ich gemeinsam mit anderen Menschen gegangen bin, die meisten davon allein. Irgendwann begann ich, oftmals vom üblichen, vorgegebenen Wegschema abzuweichen und machte Wanderungen, die allen möglichen Formen unterlagen: Kreise, Quadrate, Dreiecke und Stadtlinien. Wanderungen, deren Strecken ich den Karten oder Stadtplänen entnahm und bestimmte, die die natürlichen Begebenheiten ignorierten, die mich auch nicht selten “querfeldein” in die “Irre” führten und mich zwangen “Neue Wege” zu suchen. Ich unternahm Wanderungen, die einem zeitlichen Limit unterlagen, unterbrochene und fortgesetzte Wanderungen, Wanderungen über Ländergrenzen hinweg, Wanderungen bei denen das Wetter absolut gegen mich war oder Wanderungen die einen bestimmten Inhalt oder Abschluß zum Ziel hatten. |
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Wanderung Eins: (30 Minuten hin - 30 Minuten zurück) entspricht der maximalen Zeitdauer, von der ich annahm, dass ein Durchschnittswanderer oder Spaziergänger gewillt ist, eine “Sehenswürdigkeit” zu Fuß aufzusuchen. Ich wählte jedoch be- bewusst einen völlig unspektakulären Weg, wo nach exakt 30 Minuten Hinweg, keinerlei visuelle Ereignisse zu erwarten waren. Ich hinterließ am Umkehrpunkt eine Postkarte vom “Schloss Neuschwanstein.” Auf dem 30 Minuten dauernden Rückweg hatte ich genügend Zeit, mir eine “Sehenswürdigkeit” vorzustellen. Das ist besser als ein Original zu besuchen. |
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Wanderung Vier . (“Hexensattel”): Ich suchte einen Ort auf, der aufgrund seiner Namensgebung wohl schon seit Jahr-hunderten von Menschen bevölkert und damit voll von Relikten, Erinnerungen und Begebenheiten ist. Wie kam es zu der Namensgebung dieses Ortes, zu dieser Überlieferung? Ein Name, der sogar in den aktuellen Karten zu finden ist, den ich mir bewusst ausgesucht hatte. Was für Ereignisse fanden an dieser Stelle statt? Gab es Tote, gab es Rituale? Was taten die “Hexen“? Gab es Gefahr? Was ist passiert? Ich wanderte nicht, ich stand still an dieser Stelle, relativ lange und versuchte mir vorzustellen, was hier seit Jahrhunderten “getrieben” wurde. Sind unter der Stelle an der ich stand, im Boden unter mir, Tote zu finden? Wie weit unten liegen diese begraben, wie viele Schichten Zeit liegen darüber? |
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Vor ca. zehn Jahren begann ich auf diesen Wanderungen Jägerstände zu fotografieren, mittlerweile ist diese Serie auf über eintausendvierhundert Fotografien angewachsen. Ich verstand die Jägerstände immer als “Skultpur im öffentlichen Raum”, als Objekt in der Landschaft. Sie waren mir oft Anlass, unsere deutsche und europäische Geschichte und Kultur zu bedenken. Im Jahr 2005 entstand daraufhin ein Hörstück mit dem Titel “Jägerstand”, das 2013 um einige Passagen erweitert und neu gesprochen wurde. |
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365 Tage I . 2004 |
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Über 365 Tage habe ich den “Schmutz” unter meinen Fingernägeln gesammelt und konserviert. Ein Jahr meines Lebens. Ich betrachte diese Rückstände jedoch nicht als Schmutz, sondern vielmehr als Überbleibsel, als Resultat und Ergebnis, als “Überreste” der verbrachten Tage. Es sind Berührungen, Unterhaltungen, es sind Menschen, Begegnungen, die Natur, es ist die eigene tägliche Arbeit und sicher auch meine DNA darin enthalten. Es ist mir Erinnerung und Tagebuch eines Jahres, in dem ich lebendig war und dem Leben beiwohnen konnte. Und ich sehe es als Abschnitt, als Teilaspekt der uns zur Verfügung stehenden Zeit, unserer Arbeits- und Lebenszeit. Diesen Resten habe ich die tägliche “Schlagzeile” einer Tageszeitung gegenüber gestellt. Schnell vergängliche Inhalte. |
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Bildbewachung . Konzept und Realisation mit Norbert Fischer . 2002 |
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Zwei bezahlte Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes haben die Aufgabe, ein Bild von 200 x 140 cm Größe acht Stunden lang zu bewachen. Vor dem “Bild” steht in gebührendem Abstand eine Absperrung, bestehend aus den allzu bekannten Messingsäulen mit roter Samtkordel, versinnbildlicht sie doch wie der rote Teppich größtmögliche Achtung und Neugier. Das Szenario zeigt sich staatstragend. Zwei Lorbeerbäume und Marmor wären obligatorisch. Die Szenerie spielt sich im öffentlichen Raum ab, könnte aber auch in einem geschützten Raum, in einem Museum stattfinden. Das Bildmotiv besteht aus Blattgold, dieses soll in seiner Aussage den Wert oder auch scheinbaren Wert von Kunst charakterisieren, treibt doch die Preispolitik innerhalb des “Betriebssystems Kunst” oftmals die seltsamsten Resultate. Der “Mythos Gold“ dargestellt als sichtbare käufliche Ware, in Form dieser monumentalen, für Zuschauer, greifbar nahen Fläche,die unter Umständen durch Sonneneinstrahlung intensiv zum Leuchten gebracht werden kann, erregt die Gemüter wohl auch noch in gegenwärtiger Zeit, immer noch nachhaltig. Aktien und andere Geldwerte scheinen das Gold von seiner Wirkung noch nicht erlöst zu haben. Kunstwerte hingegen schon. Dieses scheinbar wertvolle Bild wird mit großem Aufwand bewacht. Ein Versuch über die Wertvorstellungen des Kunstmarktes und des Publikums. Wir bedanken uns bei der Firma WSD / Göppingen für ihre Unterstüzung. Mehr Informationen zu: “Bildbewachung” |
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Fotografie: Giacinto Carlucci |
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Lassen Sie sich nicht täuschen! . Konzept und Realisation mit Norbert Fischer . 2002 |
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“Trauen Sie Ihren Augen” etwa nicht? Wurde Ihnen etwas Falsches gesagt? Oder haben Sie das nicht Richtige, also Falsches wahrgenommen? Hatten Sie sich etwas anderes vorgestellt? Hatten Sie eine eigene Vorstellung? Wurden Sie schon auf eine “falsche Fährte” gelockt? Wurden Sie von Bildern schon einmal belogen? Sind alle Bilder authentisch? Ein Versuch über unsere Vorstellungen, Illusionen, über unsere Wahrheiten, Bilder, Klischees und Medienwirklichkeiten. Dem Aufruf “Lassen Sie sich nicht täuschen!” folgten dann doch mehr “Neugierige” und “Schaulustige” als wir dachten. |
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OOYL (Organisation of your life) . 2002 |
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Für die Ausstellung “Projekt Arbeit” konzipierte ich die fiktive Organisation OOYL (Organisation of your life). OOYL kann als Partei, als ein Unternehmen, als eine politische Gruppierung, als ein religiöses Geschäft verstanden werden. Die Inhalte von OOYL sind spekulativ, populär und jederzeit austauschbar. OOYL ist Slogan pur! Die zunächst nur für den Innenraum konzipierten 30 Plakate, verließen während der Ausstellung die geschützten Räum-lichkeiten um sich im Straßenwahlkampf der Bundestagswahl 2002 den Inhalten der etablierten Parteien zu stellen. Etwaige Reaktionen der Öffentlichkeit wurden bewusst einkalkuliert und billigend in Kauf genommen. Einige Plakate wurden regelrecht “gekreuzigt” und damit weitgehenst zerstört. Mehr Informationen zu: “Organisation of your life” |
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Wurstsalat . Konzept und Realisation mit Norbert Fischer . 2002 - 2003 |
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Raus aus den Museen, rein in die Kneipen, “Kunst ist gut - Alltag ist besser.” Diese Veranstaltung hatte absolut nichts mit Kunst zu tun! Alle an uns gerichteten Erwartungshaltungen, bezüglich möglicher kultureller Ereignisse, wurden kategorisch ausgeschlossen. Von Mai 2002 bis Mai 2003 trafen wir uns jeden zweiten Samstag in einer für diese Veranstaltung sehr gut geeigneten Gastwirtschaft. “Wurstsalat” wurde von vielen “Interessierten” gut besucht, die Hauptthematiken dieser Abende führten natürlich meistens immer wieder zurück zur KUNST. Wir danken allen autorisierten Personen, die uns bei persönlicher Verhinderung bestens vertreten haben. |
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Eine Arbeitsstunde . Film . ca. 64 min . 2002 |
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Ich wollte produzieren, ohne etwas herzustellen. Das Produkt löst sich während des Arbeitsprozesses kontinuierlich auf, es wurde keinerlei Wertschöpfung erzielt. Die Tätigkeit wird reduziert auf einen sich endlos wiederholenden Vorgang, wird zur nichts erzeugenden Zeitverschwendung. Die Maximalausnutzung der Arbeitskraft war obligatorisch. Innerhalb einer Minute sind ca. 30 Handlungsabläufe zu verzeichnen, in sechzig Minuten sind ca. 1800 Bewegungen durchzuführen Bei einem durchschnittlich achtstündigen Arbeitsstag wären dies 14400 Handlungen, die mit erhöhter Konzentration, Übung, Motivation, unter Androhung von Zwangsmaßnahmen, Strafe, oder mit “Kontinuierlich verbesserten Prozessen” (KVP), in Absicht einer permanenten Effizienzsteigerung, somit zu einer potentiellen Gewinnmaximierung führen könnten. Körperlich war es äußerst strapaziös, wurde zur Tortur. In manchen Momenten dachte ich an Aufgabe, immer im Bewusstsein, dass solche Disziplinlosigkeiten in der Realität zu einer einseitigen Kündigung des Arbeitsverhältnisses hätten führen können. Ich vollzog die Arbeitsstunde am 09.08.2002. Machen Sie nach! Mehr Informationen zu: “Eine Arbeitsstunde” |
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Der Situation gefasst entgegentreten . Konzept und Realisation mit Norbert Fischer . 2001 |
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Ein Bild weg von der Wand, zu den Menschen bringen. Einen urbanen Raum zum Ausstellungsraum machen. Film . Darsteller: Norbert Fischer und unbekannte Person . Kamera: Andreas Bressmer . Schnitt: Kai Hofmann |
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Ihr Interesse ist mein Kapital! . 2000 |
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Ein Bild und ein Kuchen wurden mittels einer Postkarte, diese versehen mit dem provokanten Satz: “Ihr Interesse ist mein Kapital!” zum Kauf angeboten. Die Kunst für den Beitrag von 2800.- DM, der Kuchen für 28.- DM. Für das Bild fand sich kein Interessent, der Kuchen jedoch wurde ca. fünfundzwanzig mal (signiert) verkauft, von mir persönlich immer frisch gebacken, ausgeliefert und wurde nicht nur von Kunstfreunden gelobt. Das Backwerk, nicht sein Kunstwerk, ernährt also den Künstler. Das Rezept des “Gugelhupfs mit Schattenmorellen”, sowie die Malanleitung des Matterhorns in Öl ist beim Hersteller kostenlos erhältlich. |
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Öl und Acryl auf Leinwand . 100 x 80 cm . 2000 |
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Kunst auf Kunst in Öl, signiert . (Eine Übermalung) . 2000 |
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L’art pour l’art / Die Kunst für die Kunst / Die Kunst um der Kunst willen / Ars gratis artis Kunst über Kunst, nein, ich wollte Kunst auf Kunst. Ich bat einen “Hobbykünstler” mir für ein Honorar sein Matterhorn auf mein Matterhorn zu malen. Kunst auf Kunst. Es wurden einige Gesprächsabende, die meinen Wunsch zum Inhalt einer langen Debatte hatten. Wenn ich mich als Künstler sehe, meinen Übermaler hingegen als Hobbykünstler, habe ich Kunst mit Hobbykunst übermalen lassen. Wenn ich mich selbst als Hobbykünstler bezeichne, der ich ja durchaus auch bin, meinen Hobbykünstler jedoch als Künstler wahrnehme, so habe ich Hobbykunst mit echter Kunst übermalen lassen. Wenn ich meinen Hobbykünstler und mich selbst als Hobbykünstler sehe, so hätten wir ein Hobbykunstwerk geschaffen. Wenn ich uns beide als echte Künstler verstehe, so haben wir es nun mit einem echten Kunstwerk zu tun. Und genau das ist es, ein echtes Kunstwerk in Öl auf Leinwand und dieses natürlich signiert. Mein Dank gilt dem Künstler Reinhard Beinhoff. |
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Öl und Acryl auf Leinwand . jeweils 100 × 80 cm . 2000 |
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Wir zeigten uns unsere Bilder . Mit Sylvia Mehlbeer . 1999 |
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Am 28.02.1999, zeigten wir auf der Gemarkung 10/1-Haier uns unsere Bilder. Die Ausstellungsdauer betrug ca. 2 Stunden. Einladungen wurden keine versendet, Publikum war demnach keines zugegen. Dies wurde willentlich in Kauf genommen. Vereinzelte Spaziergänger schauten fragend herüber. Bellende Hunde in der Ferne. Wenig Wolken, lediglich Kondens-streifen trübten den Himmel. Kühl, klar, ein sonniger Tag, ein Sonntag, die Landschaft versehen mit letzten Schneeresten. |
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Fotografie: Siegfried Hopf |
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Machen Sie es wie Hugo B. . 1998 |
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Entgegen der Firma Hugo B., die sich mit Hilfe der Medien relativ schnell einen Namen als Kunstsponsor machen will, wollte ich für den geringen Betrag von 50.- DM, dem “allgemein” Kunstinteressierten die Möglichkeit bieten, sich ebenso als Kunstsponsor zu etablieren. Mit dem Vorsatz: Dieses Bild wurde ermöglicht durch: ...” konnte der Sponsor mit seinem gutem Namen, nicht wie üblich auf einer Messingtafel neben dem Bild, sondern vielmehr, direkt auf einem Bild erscheinen. Ca. zwanzig Personen nahmen diese Möglichkeit war. Dies geschah zum Teil in der Absicht der namentlichen Wirkung, teils im Bewußtsein der Inhalte der Aktion. Das Ergebnis sind einige Bilder, auf denen die Sponsoren teils sehr selbstbewußt allein, oder auch innerhalb einer Gruppe auftraten. Das Bild wird somit zum Namensträger der Sponsoren. Das Bildmotiv spielte eine untergeordnete Rolle. |
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Öl und Acryl auf Leinwand . jeweils 100 × 80 cm . 1999 |
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